Einstimmung in den Advent
In der Woche vor dem ersten Advent gestalte ich im Bewegungsraum unser Adventsgärtlein. Dazu erhalten wir von den Eltern eine größere Menge Tannenzweige, Lebensbaum oder anderes Grün.
Mit Bedacht lege ich eine große, rechtsdrehende Spirale im Raum aus, deren Weg zur Mitte ich nicht allzu lang gestalte, da wir auch zweijährige Kinder in unserer Gruppe haben. Die teilnehmenden Eltern sitzen etwas verborgen im Hintergrund, mit einem Liederzettel, der nur durch eine kleine, verdeckte Lichterkette beleuchtet wird. So ist im Raum nur ein einziges Licht zu sehen, die Kerzenflamme in der Mitte.
Wenn wir den Raum mit den Kindern schweigend betreten, gehen wir alle Hand an Hand zur Bank, setzen uns still, die ältesten Kinder ganz vorn, denn sie wissen, was auf sie zu kommt. Die jüngeren haben etwas Zeit zum Zuschauen, bevor sie selbst an der Reihe sind.
Ich stimme das Lied mit dem Glockenspiel einmal an, dann singen alle (nicht zu laut) das Adventsgärtlein-Lied, als "Endlosschleife". Der Gesang trägt uns die ganze Zeit, nur ab und zu erklingt zwischen zwei Strophen das Glockenspiel.
Die Kinder sind immer sehr ruhig und aufmerksam, sie beobachten still, wie ich als erste mit der Kerze den Adventsweg gehe, mein Licht in der Mitte entzünde und am Wegesrand aufstelle, um den finsteren Weg zu erhellen. Wenn ich heraus komme, nicke ich dem Kind zu, das mir am Nächsten sitzt, schweigend und mit Ernst geht es mit seiner Apfelkerze zur Mitte und stellt sein Licht an einer selbst gewählten Stelle ab.
Bereits durch 2-3 Kerzen wird es deutlich heller, und wenn die jüngeren Kinder an der Reihe sind, ist der Weg für sie bereits gut zu sehen.
Wir lernen so viel
über unsere Kinder, wenn wir die kleinen Menschen bei ihrem Gang betrachten: der eine forsch, der nächste zögerlich, einer geht nur an der Hand der Erzieherin, einer geht ruhig und ruht ganz bei sich, einer schaut nicht auf den Weg, sondern lässt sich ablenken und läuft ins Grün, einer stellt sein Licht dicht an ein anderes angelehnt, einer ist so aufgeregt, dass er aus Versehen die Mittelkerze löscht, einer verliert die Orientierung und muss gelenkt werden, usw. ...
Symbolik
Dieses Ritual ist multireligiös, nicht an eine bestimmte Religion gebunden. Sein Ursprung ist mir nicht bekannt.
Unser Weg führt nach innen. Es gilt dort, wo das ewige Licht zuhause ist, ein eigenes zu entzünden und in die Welt nach außen zu tragen um sich und anderen den Weg zu erhellen.
Wenn alle Anwesenden an der Reihe waren, die anwesenden Eltern sind zum Schluss ebenfalls unseren Adventsweg gegangen, lasse ich das Glockenspiel ausklingen und wir sitzen noch einige Augenblicke schweigend und nehmen den Anblick des gemeinsam erhellten Weges in uns auf.
Still erhebe ich mich und gebe ein Zeichen, sich alle wieder an den Händen zu halten.
Wir bewegen uns langsam um das leuchtende Adventsgärtlein herum, erfüllt von dem Anblick, und begeben uns, immer noch schweigend in den etwas abgedunkelten Flur.
Wer nach Hause geht nimmt seinen Apfel mit, sie stehen auf dem Jahreszeitentisch an der Haustür.